Mein erstes Mal

Als ich noch auf der anderen Seite des Rheins gewohnt habe, konnte ich der 5. Jahreszeit nicht wirklich viel abgewinnen. Sicherlich war ich schon mal als Kind und als Jugendliche bei dem einen  oder anderen Umzug dabei, aber viele Berührungspunkte mit der Fastnacht hatte ich nicht….Bis zu dem Tag, als ein Gardist in mein Leben trat.

 

Auf einmal drehte sich ab dem 11. November bis Ende Februar alles um die Fastnacht und den CCW. Es folgten Sitzungen, Ordensfeste und Umzüge, bei denen ich aus der Zuschauerperspektive alles hautnah mitbekam. Und so erwachte in mir nach und nach die Lust auf die Meenzer Fastnacht und auf einen Perspektivenwechsel. Spätestens, als ich nach Mainz umgezogen bin, war es um mich geschehen. Und um meine Einbürgerung komplett zu machen, trat ich dem CCW bei.  

 

Voller Vorfreude besorgte ich mir eine Burggrafenuniform und konnte es nicht erwarten, selbst bei einem Rosenmontagszug mitzumarschieren und Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Meine Vorfreude wurde jedoch getrübt, als im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass aufgrund der Pandemie keine Saal- und keine Straßenfastnacht stattfinden wird. So habe ich voller Wehmut meine neue Uniform, ungetragen wieder im Schrank verräumt und auf die nächste Kampagne gehofft.

 

Als der 11.11.22 immer näher rückte und die Corona-Auflagen nach und nach gelockert wurden, begann wieder das Kribbeln im Bauch. Mein Debüt als Gardist hatte ich dann am 11.11. auf dem Schillerplatz, umgeben von anderen Burggrafen und Burggräfinnen und Scharen von anderen Närrinnen und Narren. Ich erinnere mich, wie voller Stolz ich die Uniform mit dem frisch gestärkten Kragen trug und mich gerne mit anderen Fastnachtsbegeisterten fotografieren ließ.

 

Mein persönlicher Höhepunkt sollte allerdings erst einige Wochen später folgen, als ich in das Fahnencorps des CCWs aufgenommen wurde. Da wurde mir zum ersten mal so richtig bewusst, dass ich nicht nur zum ersten Mal als Gardist bei den Umzügen mitlaufen, sondern gleich ganz vorne, an der Spitze unseres Zuges mit dabei sein würde.

 

Schnell wurde vor dem Fastnachtswochenende an zwei Sonntagen noch die Choreografie einstudiert. Das Fahneschwenken hat beim Eineskortieren auch schon mal geklappt, den 3 Umzügen am Fastnachtswochenende stand also nichts mehr im Wege. Zum Glück konnte ich zwei „Probeläufe“ machen, bei denen ich einige wertvolle Lektionen gelernt habe:

 

1. Habe immer genügend Sicherheitsnadeln dabei, für den Fall, dass sich der Kragen löst (ja, die mit dem halben Kragen am Jugendmaskenzug war ich ;-))

 

2. Habe immer eine Regenhaube dabei, falls es anfängt zu regnen - wie am Fastnachtssonntag.

 

3. Habe immer etwas Kleingeld dabei, falls Du vor dem Umzug noch mal kurz auf die Pipi-Box gehen musst (und ich musste feststellen, dass die Inflation nicht nur bei Speisen und Getränken Einzug gehalten hat)

 

Am Rosenmontag war es endlich soweit: wir wurden mit den Bussen in die Stadt gefahren und irgendwo in der Neustadt herausgelassen, von wo wir den Rest der Strecke bis zum Aufstellungsplatz zu Fuß zurücklegten. Unbeschreiblich war das Gefühl, als wir in unserer Aufstellungsformation, fahnenschwenkend durch den Tunnel zum Takt der Musik des Musikzuges marschierten. Die Atmosphäre, die durch die Akustik und die staunenden Zuschauer erzeugt wurde, bereitete mir sprichwörtlich Gänsehaut und trieb mir Tränen in die Augen. Gefeiert von den Zuschauern, absolvierten wir die 7 km lange Strecke und die jubelnde Menge und die strahlenden Kinderaugen sorgten für ein unvergessliches Erlebnis für mich.  

 

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen CCW-lern, die am Rosenmontag mitgelaufen sind, dafür bedanken, dass ich diese wunderbare Erfahrung zusammen mit ihnen teilen durfte. Ein großer Dank geht auch an die Fahnen-Mädels, die mich so herzlich in ihrem Fahnencorps aufgenommen haben. Ich freue mich schon aufs nächste Mal. 

 

Anna Gawel