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Schwäbische - Alemannische Fastnacht - Ein Bericht von Eulalia Ruckelsberger

Am 20.02.2019 hatte ich die Gelegenheit, eine andere Art von Fastnachtsbrauchtum kennenzulernen: Die Verleihung der Goldenen Narrenschelle 2019! Mit den Ehepaaren Christa und Peter Sick und Flavia und Helmut Bauer waren wir nach Rust gekommen, um an diesem Ereignis teilzunehmen und den CCW würdig zu vertreten.

 

Die Narrenschelle der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V. (VSAN) wird seit dem Jahr 2006 an eine Persönlichkeit ergeben, die «sich einer großen Narretei im Alltag schuldig gemacht und sich daher als Träger der Narrenschelle geradezu aufgedrängt hat». Mittlerweile ist es zur Tradition geworden, diese Veranstaltungen im Europa Park Rust zu zelebrieren, denn Dank des dortigen Hausherrn Roland Mack ist dieser Event jedes Mal eine komplett runde Sache.

 

In der imposanten Lobby des Hotel Colosseo traf man sich zu einem Sektempfang und bekam da schon den ersten Eindruck von dieser außerordentlichen Veranstaltung. Nicht allein die Musikkapelle, die zur Stimmung beitrug, sondern auch die tollen alemannischen Masken waren einzigartig! Dann ging es in den großen Festsaal, um den eigentlichen Anlass zu begehen.

 

Der diesjährige Träger der Goldenen Narrenschelle, Christian Streich, stammt aus einem badischen Metzgerhaus, ist bekennender Badenser, aber vor allem eines: Fußballer mit Leib und Seele. Seit 2002 ist er Trainer des Freiburger SC und wer Streich kennt, weiß, dass ihm zu viel Lob unangenehm ist. Denn Lob, davon gab es am Mittwochabend mehr als genug für den Bundesligatrainer, dessen unkonventionelle Interviews in der Sportschau immer wieder von seiner sachlich-schlichten, aber humorvollen Einstellung zum Fußball, aber auch zum Leben im Allgemeinen, Beweis ablegen.

 

Die 2019er Goldenen Narrenschelle wurde Streich für seine launischen Spiel-Erläuterungen in badischer Mundart zuerkannt, wie der Präsident der Narrenvereinigung, Roland Wehrle, sagte. Streich sei ein Unikat und "eine Ikone der Sprüche" mit hohem Sympathiewert. Christian Streich ist nicht nur ein hochgeschätzter, erfolgreicher Trainer, sondern vor allem auch ein alemannisches Sprachgenie, ein badisches Original", hieß es in der Begründung der VSAN: „Seine trockene Art, Sachverhalte zu erklären, und seine Unbekümmertheit lassen ihn bei aller Ernsthaftigkeit des Bundesliga-Alltags zu einem wahren Spaßmacher, einem «gewitzten Narren» werden."

 

Ein umfangreicher Video-Zusammenschnitt aus Sportschauaufzeichnungen der Streich-typischen Interviews erläuterte auch dem letzten der Anwesenden, warum die Wahl in diesem Jahr auf ihn gefallen war. Die folgende Laudatio hielt Cem Özdemir, der im vergangenen Jahr die goldene Ehren-glocke der Vereinigung verliehen bekommen hatte. „Streich ist ein Kulttrainer mit Kultstatus. Seine Kommentare gegenüber der Presse sind legendär", lobte Özdemir in seiner launigen Rede. Darüber hinaus sei Streich ein Bundesligatrainer mit Narrenfreiheit. Während Özdemirs Verein in Stuttgart innerhalb Streichs Amtszeit in Freiburg sieben Mal den Trainer gewechselt habe, trainiere die Frei-burger nur einer, Christian Streich. Der Trainer aus Südbaden rede stets Klartext, auch wenn es um gesellschaftliche Themen gehe, so Özdemir weiter. „Das macht ihn unverwechselbar und zu einem äußerst würdigen Schellenträger". Auch VSAN-Präsident Roland Wehrle hob die Schlagfertigkeit Streichs gegenüber den Medien hervor.

 

Über 400 geladene Gäste, darunter Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und der Ortenauer Landrat Frank Scherer, nahmen an der Veranstaltung teil. Auch die 16 Kandidatinnen der am Samstag anstehenden Wahl zur Miss Germany stellten sich im Laufe der fast dreistündigen Gala den Ehrengästen und anwesenden Hästrägern (Wikipedia: Das Häs bezeichnet im Umfeld der alemannischen Fasnet das Narrenkostüm, das meistens aus einer oft Larve genannten holzgeschnitzten Gesichtsmaske und einem vollständig handgearbeiteten Narrenkleid besteht) vor.

 

An dieser von einem ganz anderen als unserem Brauchtum geprägten Veranstaltung teilnehmen zu können war ein tolles Erlebnis, an das wir gerne zurückdenken werden!

 

Eure Eulalia Ruckelsberger